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Biker-Camp: Röhrende Motoren bei Andacht

eingetragen in: 2011

Rhein-Sieg-Anzeiger + 07.06.2011

Röhrende Motoren bei Andacht

Redakteur: Ariane Fries

Fotos: Ariane Fries

Sankt Augustin – Ein Kolonne der Superlative röhrte durch die Straßen Sankt Augustins. Deutlich mehr Motorradfahrer als in den Jahren zuvor warfen diesmal ihre Maschinen an, um bei dieser Prozessionsfahrt dabei zu sein. An den Straßen schauten sich mehrere hundert Fußgänger das Spektakel an. Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei, freute sich besonders über die Kollegen aus den Nachbarländern, die dabei mitfuhren: „Erstmals begrüßen wir auch Polizeikräder aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden gleichzeitig.“

Bisher waren zwar auch Polizei-Biker aus dem europäischen Umland, aber nie zuvor so viele aus mehreren Ländern. Insgesamt trafen sich 800 Biker auf der Bundesgrenzschutzstraße um sich an der „T“-Kreuzung zur Bundesstraße 56 segnen zu lassen.

Einer hatte wohl nicht genau hingehört bei den Gebeten von Pfarrer Gregor Platte: Er ignorierte die Worte „Gib, dass wir im Straßenverkehr allzeit verantwortungsbewusst handeln …“ und startete sein Motorrad ohne Helm. Sirenengeheul und eine harsche Lautsprecherdurchsage brachten den Biker aber zur Raison: Er hielt am Straßenrand und setzte seinen Helm dann doch noch auf.

Ziel der elf Kilometer langen Ausfahrt war die Kirche Sankt Martinus in Niederpleis. Bereits zum achten Mal fand dort der bundesweit einzigartige Gottesdienst statt. Damit wurde jener Biker gedacht, die im vergangenen Jahr im Polizeidienst getötet wurden oder privat verunglückten. 2010 kamen 636 Biker ums Leben, elf Polizeibeamte starben im Dienst. Rund um die Fahrt stellte der Veranstalter, der Verein „Biker in der Bundespolizei“, ein dreitägiges Rahmenprogramm auf die Beine. Schon zum Auftakt trafen sich 300 Camper auf dem Flugplatz Hangelar und zahlreiche weitere Besucher, um zu den Beats von Big Dave and the Mad Farmers abzuschwoofen. „Wegen der Hitze spielten die Jungs aber mehr oder weniger allein im Zelt“, bedauerte Anne „Borsti“ Burghard von den Organisatoren. „Die Tanzfläche wurde nach draußen verlegt.“

Allerdings war das Rahmenprogramm kürzer als üblich, nachdem sich ein Anwohner hatte beschwert hatte. Er fühle sich in seiner Nachtruhe gestört, hieß es. Der

gerichtlich beschlossene Kompromiss sah so aus, dass zunächst bis 23 Uhr und an den folgenden Tagen bis 1 Uhr gefeiert werden durfte. Ginge es nach dem Bürger, würde die Veranstaltung nur bis 22 Uhr dauern. Lautstärkemessungen ergaben dagegen, dass ein vorbeifahrendes Auto lauter ist als der Lärm, der vom Flugplatz bei dem Anwohner ankommt. „Es geht doch um den wohltätigen Zweck“, betonte Burghard. „Und nicht etwa ums Saufen.“ Jedes Jahr werden Spenden gesammelt. In diesem Jahr kommt der Erlös in der Rekordhöhe von 4500 Euro dem Förderverein krebskranker Kinder und Jugendlicher in Bonn zu Gute.

Um sich schon während der Fahrt bei den Hangelarern zu bedanken, klebten die Biker Schilder mit dem Aufdruck „Danke, Hangelar“ auf ihre Windschutzscheiben und auf das, was sich sonst noch zum Plakatieren anbot.

Hier zum Original-Artikel ➥ – Quelle: http://www.ksta.de/12414998 ©2016